Schutzgebietsbetreuung


In der Schutzgebietsbetreuung wird das Wissen um die hier lebenden Arten durch ein maßnahmenbezogenes Monitoring und die Durchführung von Landschaftspflegemaßnahmen vereint.

Heidepflege • Förderung von Wiedehopf und WendehälsenLibellen in der Lüneburger HeidePietzmoorkomplex

Um die wertvolle Natur der Lüneburger Heide zu bewahren, braucht es Menschen, die die Flächen vor Ort betreuen. In der Schutzgebietsbetreuung wird das Wissen um die hier lebenden Arten durch ein maßnahmenbezogenes Monitoring und die Durchführung von Landschaftspflegemaßnahmen vereint.

Leider werden zentrale Kernaufgaben, wie die Betreuung von Ehrenamt und Naturwacht oder Dauermonitoring bestimmter Tier- und Pflanzenarten, nicht über das für die Vor-Ort-Betreuung von Schutzgebieten eingerichtete Förderprogramm VOBS des Landes Niedersachsen abgedeckt. Da es sich hierbei aus unserer Sicht um Kernaufgaben der Schutzgebietsbetreuung handelt, führen wir diese im Rahmen unserer Stiftungsarbeit durch.

Schutzgebietsbetreuung: Brutvogelkartierung | Foto: Philipp Steiger
Brutvogelkartierung ist eine der Aufgaben im Rahmen der Schutzgebietsbetreuung Foto: Philipp Steiger

Das Team in der Schutzgebietsbetreuung

Die Bestandserfassung von Tier- und Pflanzenarten, Landschaftspflege und Öffentlichkeitsarbeit laufen bei uns Hand in Hand.

Heidepflege

Eine Kernaufgabe ist die Förderung einer artenreichen Heidelandschaft durch gezielte Pflegeplanung auf ca. 6000 ha Heidefläche. Die jährlich stattfindende maschinelle Heidepflege wird flächengenau geplant. Dabei betrachten wir stets die aktuellen Daten zu Tier- und Pflanzenarten und reflektieren den Erfolg aus den vergangenen Maßnahmen – Wo haben wir unsere Ziele gut erreicht und wo gibt es Nachholungs- oder Änderungsbedarf?

Ein Beispiel: Das Abbrennen von Entkusselungsmaterialien zu Aschehaufen steht in der Kritik, da sich hier in anderen Gebieten „Problemgräser“ wie das Landreitgras ansiedeln. Einige Zufallsbeobachtungen wiesen aber darauf hin, dass diese auch durchaus positive Aspekte haben. Somit schauten wir einmal genauer hin:
Die Erfassung der Blütenpflanzen ergab, dass hier ganzjährig ein Blütenangebot besteht. Auf Aschehaufen konnten hohe Dichten an Birkhuhngestüber beobachtet werden, was darauf hindeutet, dass sich die Tiere hier sehr lange aufhalten. Auch Nachweise sehr seltener Pilze und Käfer gelangen uns. Tatsächlich siedelte sich auf alten Aschhaufen ab und an einmal das Landreitgras an. Allerdings konnte in keinem Fall eine Ausbreitung über den Aschebereich hinaus beobachtet werden und die zusätzliche Struktur ist für Reptilien sehr interessant. Als Ergebnis der Untersuchungen werden Aschehaufen regelmäßig im Gebiet angelegt.

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Monitoring von Aschehaufen

Die höchsten Dichten an Reptilienvorkommen können in den vergrasten und überalterten Degenerationsstadien der Heiden beobachtet werden. Einer der Kernkonflikte der Heidepflege ist es, Reptilienbestände langfristig zu erhalten, ohne Tiere und Pflanzen der frühen Sukzessionsstadien zu verlieren. Dazu führen wir u.a. ein intensives Reptilienmonitoring mit Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern durch. Dafür liegen mit Schwerpunkt in den Heiden knapp 1000 künstliche Verstecke, die mehrmals im Jahr kontrolliert werden. Durch dieses Dauermonitoring können wir nachvollziehen, ob Kreuzotter, Schlingnatter, Zauneidechse und Co. über stabile Populationen verfügen.

schlingnatter töps vnp stiftung naturschutzpark lüneburger heide
Schlingnatter

In unserem Gebiet haben wir eine besondere Verantwortung gegenüber Insektenarten. Leider ist das Wissen über das Vorkommen vieler Arten noch unzureichend. So findet u.a. ein Langzeitmonitoring zu Nachtfaltern statt. Das Wissen um die Habitatpräferenzen bedrohter Arten gibt uns wichtige Hinweise, wenn wir entscheiden müssen, wie Flächen künftig entwickelt werden sollen. Ein Beispiel ist hier die Heideschrecke, die im Gebiet wiederangesiedelt wurde. Die Art kommt in Deutschland nur auf Truppenübungsplätzen vor und braucht einen regelmäßigen Brand, um langfristig überleben zu können. In den Wiederansiedlungsflächen führen wir daher bevorzugt Heidebrand durch.

In artenreichen Mähgrünländern kommen große Bestände des Warzenbeißers vor, die durch ein angepasstes Mahdregime gefördert werden.

Immer wieder müssen die Entwicklungsziele für Flächen mit den Vorkommen von Arten abgeglichen werden, um die Biodiversität des Gesamtareales zu erhalten. Bei diesem Abwägungsprozess ist die Verantwortung, die unser Gebiet für den Erhalt extrem bedrohter Arten im nationalen und internationalen Kontext ein wichtiges Entscheidungskriterium.

Heideschrecke (Gampsocleis glabra)
Heideschrecke (Gampsocleis glabra)

Viele Schulklassen oder Firmen möchten sich für den Erhalt der Heidelandschaft einsetzen und dafür einen praktischen Beitrag leisten. Wir begleiten Gruppen, die uns bei der Entkusselung von Heideflächen unterstützen möchten.

Kinder beim Entkusseln | VNP Stiftung Naturschutzpark
Entkusselungsaktion mit Schulklasse

Tierische Heidepflege durch die Hüteschäferei mit Heidschnucken und die Großviehbeweidung mit den gefährdeten Nutztierrassen, den Dülmener Pferden und Wilseder Roten ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Heidepflege. In der Vor-Ort-Betreuung behalten wir Vorkommen seltener Pflanzenarten wie Knabenkräutern und Lungen-Enzianen im Auge, um diese zu richtigen Zeit von der Beweidung auszuzäunen. Seit einigen Jahren werden Lungenenzianbestände genau gezählt und zurückgehende Bestände dort, wo beispielsweise Konkurrenz durch Pfeifengras überhandnimmt, gezielt durch Kleinstplaggflächen gefördert.

lungenenzian foto beke arndt
Lungenenzian
Beweidung durch Dülmener Pferde auf Hof Tütsberg | VNP Stiftung
Beweidung mit Dülmenern

Förderung von Wiedehopf und Wendehälsen durch Nisthilfen und Steinhaufen

wendehals foto irina würtele
Wendehals | Foto Irina Würtele

Wer häufig im Gebiet unterwegs ist, wird die Steinhaufen in manchen Heideflächen bemerkt haben. Auf den Ackerflächen stören sie bei der Bewirtschaftung, in der Heide sind sie aufgeschichtet ein wertvoller Beitrag zum Artenschutz. Reptilien nutzen sie als Verstecke und zum Sonnen, aber auch viele Flechtenarten und Insekten wie Ameisen und Käfer benötigen diese Strukturen zum Leben. In einige der Steinhaufen sind Nistkästen eingebaut, die gerne vom Wiedehopf angenommen werden. Die Kästen werden ehrenamtlich betreut. Auch Steinschmätzer werden häufig an den Steinhaufen beobachtet.

Wiedehopf (Upupa epops)
Wiedehopf

Libellen in der Lüneburger Heide

Zunächst scheint es befremdlich, dass es in einer vermeintlich trockenen Landschaft wie der Heide eine besondere Libellenvielfalt geben sollte. Die Lüneburger Heide ist in der Region die wichtigste Landschaft zu Grundwasserneubildung. Hier liegen die Quellen der Wümme, Seeve, Luhe, Brunau Este und Böhme und Hamburg bezieht einen Teil seines Trinkwassers direkt aus dem Naturschutzgebiet.

In den vielen Heidemooren leben spezialisierte Arten, wie die Arktische Smaragdlibelle und die Speer-Azurjungfer, für die wir eine besondere Verantwortung haben. Zudem liegen das Hochmoor des Pietzmoores und die Holmer Teiche als besondere Libellen-Lebensräume im Gebiet. Aufgrund des absinkenden Grundwassers durch die Trinkwasserförderung und Klimawandel müssen die Zielarten beobachtet werden, um gegebenenfalls durch die Anlage von Senken Lebensräume erhalten zu können.

somatochlora arctica arktische smaraglibelle foto lena götz
Arktische Smaragdlibelle
speer azurjungfer coenagrion hastulatum foto lena götz
Speer-Azurjungfer

Pietzmoorkomplex

Als östlichstes Regenmoor in Niedersachsen ist der Pietzmoorkomplex von besonderer Bedeutung. Neben einem der wichtigsten Fortpflanzungsgebiete des Moorfrosches bietet das Moor einen essenziellen Lebensraum für viele seltene Arten, darunter die Hochmoor-Mosaikjungfer und dem Laufkäfer Agonum munsteri.

Neben Entkusselungsmaßnahmen und Beweidung steht bei den Maßnahmen die Verbesserung der hydrologischen Situation im Vordergrund. Dazu werden, wo möglich, Gräben verschlossen und Kammerungen angelegt, um den Wasserabfluss aus dem Moor zu vermeiden.

Mehr zum Pietzmoor-Projekt

blauer moorfrosch foto carina süß
Moorfrosch | Foto Carina Süß
landschaftsspflegearbeiten im Pietzmoor | Foto hauke mueller fotografie
Landschaftspflege im Pietzmoor

Sie planen einen längeren Aufent­halt in der Lüneburger Heide?

Dann haben wir etwas für Sie.

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