Methoden der Heidepflege
Erfahren Sie in diesem Film, mit welchen Methoden wir die Heideflächen pflegen und erhalten.
Plaggen
Definition
Abtrag der gesamten Vegetationsschicht und der Rohhumusauflage, teilweise inklusive eines dünnen Anteils obersten Schicht des Mineralbodenhorizontes.
Wann eingesetzt?
Durch das Plaggen können stark vergraste Heiden oder gar durch Drahtschmiele oder Pfeifengras dominierte Areale wieder zu vitalen Heiden zurückgeführt werden.
Welcher Aufwand?
Durchschnittliches Austragungsvolumen des Plaggens in der Lüneburger Heide: 1.000 m³ bis 1.300 m³/Hektar.
Pro Hektar werden etwa 1.685 Kilogramm Reinstickstoff ausgetragen.
Bisher wurden im Naturschutzgebiet etwa 280 Hektar geplaggt.
Eingesetzte Maschinen
Twigg/Plaggenhacke
- Durchschnittliche Geschwindigkeit (2 Personen): 100 m²/Tag
- Wird eingesetzt, um Plaggmaterial zum Beispiel für Reetdachfirste oder zur Neuanpflanzung von Heide (Rollrasenprinzip) zu gewinnen.
Bagger
- Durchschnittliche Geschwindigkeit: 0,5 Hektar/Tag
- Wird eingesetzt bei stein- oder gehölzreichen Bearbeitungsarealen bzw. steilem Gelände und zur Erstellung besonders kleiner oder tiefer Plaggflächen.
Plaggmaschine
- Durchschnittliche Geschwindigkeit: 2 Hektar/Tag
- Die Plaggmaschine fräst bei einer Arbeitstiefe bis 15 cm in einem Arbeitsgang Vegetationsdecke, Humusschicht und Anteile der obersten Mineralbodenschicht ab und ist mit einem Förderband zum Überladen des Plaggmaterials auf parallel fahrende Schlepper mit Transportmulden ausgestattet.
- Plaggmaschinen werden eingesetzt bei großen, möglichst langen Flächen in einem Gelände, in dem zwei Schlepper parallel fahren können.
Fachliche Begründung für die Entscheidung zum Plaggen
Neben der allgemeinen Begründung der Rückführung vergraster Flächen zu vitalen Heiden, werden Plaggflächen auch angelegt, um Pionierstadien und Offenboden in den Heiden zu erhalten.
Neben vielen anderen Arten profitieren Grab- sowie Wegwespen, Ödlandschrecken, Kreuzottern, Zauneidechsen und Steinschmätzer von den entstehenden Offensandbereichen.
Arten mit geringer Konkurrenzkraft und/oder langen Entwicklungszeiten, wie zum Beispiel Bärlappe, viele Erdflechten und Moose, können durch tiefes Plaggen gefördert werden.
Kosten
Die Kosten für Plaggmaßnahmen liegen zwischen 4.000 und 7.000 €/Hektar.
Schoppern
Definition
Abtrag der gesamten Vegetationsschicht und des größten Teiles der Rohhumusauflage. In anderen Regionen wird unter Schoppern oft nur ein Abtrag der Vegetation und der Moosauflage verstanden.
Heidepflanzen auf geschopperten Flächen treiben oft direkt aus dem im Boden verbliebenen Wurzelstock aus und kommen noch im ersten Jahr nach der Bearbeitung wieder zur Blüte.
Wann eingesetzt?
Geschoppert wurde ursprünglich nur auf Flächen, die nur mäßig starke Rohhumusauflagen (bis 4 cm) aufweisen und nicht über 30 % vergrast sind.
Mit modernen Schoppermaschinen ist es heute auch möglich, stark vergraste Heiden abzutragen. Oft wird eine Fläche zweifach bearbeitet, um das angestrebte Austragungsergebnis zu erreichen.
Welcher Aufwand?
Durchschnittliche Austragungsvolumen des Schopperns in der Lüneburger Heide: 400 m³ bis 600 m³/Hektar.
Pro Hektar werden etwa 1.046 Kilogramm Reinstickstoff ausgetragen.
Bisher wurden im Naturschutzgebiet etwa 300 Hektar geschoppert.
Eingesetzte Maschinen
Schoppermaschine
- Durchschnittliche Geschwindigkeit: 1 Hektar/Tag
- Fräst bei einer Abtragungstiefe bis 8 cm die Vegetationsdecke und den größten Teil der Rohhumusauflage ab. Über ein Förderband wird die abgefräste organische Masse in einen mitgeführten Container mit Schubboden transportiert. Dieser fasst nur etwa 15 m³, sodass bei Schopperarbeiten das Material grundsätzlich zunächst in Mieten auf der Bearbeitungsfläche zwischengelagert wird. Die Abfuhr erfolgt dann durch Schlepper mit Mulden.
- Für einen optimalen Arbeitsfortschritt sollten die Bearbeitungsflächen möglichst lang sein. Die Breite ist hingegen bezüglich der Ökonomie nicht relevant, solange die Bearbeitungsstreifen im engen räumlichen Zusammenhang zueinander stehen.
- Arbeiten mit Schoppermaschinen werden zurzeit deutschlandweit nur durch zwei bis drei auf Heidepflegearbeiten spezialisierte Firmen angeboten.
Mähcontainer und Anbauhäcksler
- Alternativ zu Schoppermaschinen können Anbauhäcksler (Taarup, Gyro usw.), die früher zum Häckseln von Raps oder für Grassilage im Einsatz waren, verwendet werden. Sie sind längst nicht so effektiv, bringen aber bei trockener Witterung oft auch gute Ergebnisse.
- Vor allem bei zusätzlichem Gehölzanflug hat sich ein Mähcontainer mit verstärkter Welle für flache Schopperarbeiten bewährt.
- Auch zur Gewinnung von Schoppermaterial für die Ansaat neuer Heideflächen wird zumeist der Mähcontainer eingesetzt.
Schwader und Bandharke
- In Gelände mit starkem Mikrorelief kann ein befriedigendes Schopperergebnis durch das Auskratzen von Moos und Rohhumus durch einen Schwader oder eine Bandharke erreicht werden.
- Die Vegetationsdecke muss hierzu allerdings zunächst durch Mulchen oder Fräsen (zumeist durch einen Forstmulcher) zerkleinert worden sein. Die Aufnahme des Schwads kann direkt per Schlepperschaufel oder bei trockener Witterung auch durch einen Ladewagen erfolgen.
Fachliche Begründung für die Entscheidung zum Schoppern
Neben der allgemeinen Begründung der Rückführung vermooster und vergraster Flächen zu vitalen Heiden, werden Schopperflächen angelegt, um Samen aus der Samenbank der Heiden freizulegen.
Neben der Besenheide betrifft dies Arten wie z. B. Niedrige Schwarzwurzel (Scorzonera humilis), Englischer und Behaarter Ginster (Genista anglica und Genista pilosa) oder die Thymianseide (Cuscuta epithymum).
Kosten
Die Kosten für Schoppermaßnahmen liegen zwischen 1.500 € und 2.500 €/Hektar.
Entmoosen
Definition
Entnahme von Moos und Rohhumusanteilen bei Verbleib des Wurzelstockes der Heidepflanzen durch Ausharken oder Vertikutieren.
In großen Umfang ist dieses Verfahren erst seit 2014 im Einsatz.
Wann eingesetzt?
In Bezug auf den erreichten Nährstoffaustrag ist das Entmoosen die preisgünstigste Pflegemaßnahme.
Die Maschine kann nur auf Flächen effektiv arbeiten, die kaum vergrast sind. In der Regel werden gemähte Heideflächen im Anschluss entmoost.
Welcher Aufwand?
Durchschnittliches Austragungsvolumen des Entmoosens in der Lüneburger Heide: 200 m³ bis 400 m³/Hektar.
Pro Hektar werden etwa 500 Kilogramm Reinstickstoff ausgetragen.
Bisher wurden im Naturschutzgebiet etwa 100 Hektar entmoost.
Eingesetzte Maschinen
Entmoosungsmaschine
- Durchschnittliche Geschwindigkeit: 3 Hektar/Tag
- Schoppermaschine, in die eine spezielle Welle mit Vertikutiermessern und Räumschlegeln eingebaut wird.
Schwader oder Bandharke
- Durchschnittliche Geschwindigkeit: 0,5 Hektar/Tag
- Ein Entmoosen von gemähter Heide ist auch durch ein Ausharken mithilfe von Schwader oder Bandharke mit separater Aufnahme des Schwads möglich. Mit diesen Anbaugeräten ist der Arbeitsfortschritt aber wesentlich geringer.
- Ein Vorteil dieser Methode liegt in der besseren Anpassung an das Mikrorelief beispielsweise im Bereich historischer Wagenspuren.
Fachliche Begründung für die Entscheidung zum Entmoosen
Aufgrund der hohen Kosten für Plagg- und Schopperarbeiten ist es nicht möglich, dauerhaft allein mit diesen Maßnahmen die Heideflächen nachhaltig zu verjüngen, wodurch der Akkumulation von Biomasse in Folge des ständigen Nährstoffeintrages entgegengewirkt wird.
Da das Entmoosen in einem gewissen zeitlichen Abstand auf den Flächen erfolgt, die durch die Heidemahd bereits mechanisch bearbeitet wurden, ist die zusätzliche Störung für die Tierwelt nur gering. In Bezug auf den bei der Heideverjüngung schwer zu berücksichtigenden Reptilienschutz stellt dieses Verfahren bei entsprechenden Flächenzuschnitten (möglichst schmale Streifen) eine gute Ergänzung dar.
Da die Mahd in der Heide zumeist recht hoch erfolgt, ist die Arbeit selbst für den Reptilienschutz unproblematisch. Liegt zwischen der Heidemahd und dem Entmoosen der Flächen eine Aktivitätsphase der Reptilien, so verlassen die in der Moosschicht verkrochenen Tiere die deckungsfreie Mahdfläche recht rasch, sodass bei der Entmoosung bisher keine Opfer beobachtet werden konnten.
In Bezug auf das Volumen ist in der Moosschicht gemeinsam mit der Rohhumusauflage der höchste Anteil an Stickstoff im Ökosystem der Heide gebunden. Die gezielte Entnahme dieser beiden Schichten mit möglichst geringen Mineralbodenanteilen ist also besonders effektiv, insbesondere da die Abfuhr der Biomasse in der Regel in etwa die Hälfte der Kosten von Plagg-, Schopper oder Entmoosungsarbeiten erzeugt.
Besonders den heidetypischen Erdflechten scheint die Entmoosung entgegenzukommen. Dies mag daran liegen, dass Bruchstücke auf der bearbeiteten Fläche verbleiben, der Standort vorübergehend sonniger und trockener wird und Flechten einen Konkurrenzvorteil gegenüber den unerwünschten Moosarten verschafft.
Kosten
Die Kosten für Entmoosungsmaßnahmen liegen zwischen 700 € und 1000 €/Hektar.
Heidemahd
Definition
Mähen der Heide bis minimal drei Zentimeter Stoppelhöhe bei möglichst vollständigem Abtransport des Mahdgutes.
Wann eingesetzt?
Gemäht werden im Naturschutzgebiet seit Jahren ausschließlich recht grasarme Heidebestände. Eine Mahd von Flächen mit einem höheren Gras- oder Moosanteil reicht oftmals nicht aus, um die Heide dort zu revitalisieren. Darüber hinaus ist das Mahdgut von solchen Flächen nicht verkaufsfähig.
Der Zyklus, in denen Heiden (die keiner zusätzlichen Beweidung unterliegen) gemäht werden können (und sollten), liegt heute in der Lüneburger Heide aufgrund der Stickstoffeinträge bei fünf bis sieben Jahren. In der Literatur sind aus der Historie Zeiträumen von über 20 Jahren dokumentiert.
Welcher Aufwand?
Das Austragungsvolumen durch Mahd schwankt infolge der parallelen Beweidung und der unterschiedlichen Höhe der Bestände extrem. Gepresst als kleiner Quaderballen werden zwischen 25 und 45 m³ Mahdgut je Hektar gewonnen. Dies entspricht maximal 300 Heideballen.
Der Austrag an Reinstickstoff wurde für die durchschnittliche Heidemahd mit 96 kg/ha bilanziert.
Jährlich werden knapp 100 Hektar Heiden im Naturschutzgebiet gemäht, wobei dieses Volumen durch die Entwicklung der ehemaligen Panzerübungsflächen noch leicht ansteigen wird.
Eingesetzte Maschinen
Welches Gerät bei der Heidemahd zum Einsatz kommt, richtet sich vorrangig nach dem gewünschten Endprodukt:
Saatgutreiches Heidemahdgut:
Mähcontainer oder Mulcher mit entsprechender Ladetechnik
Diese Anbaugeräte an den Schleppern kommen zu Einsatz, wenn für Heideneuanlagen saatgutreiche gemähte Heide gewünscht wird. Das kleingehäckselte Heidekraut lässt sich besonders gut auf der Aussaatfläche ausbringen.
Da die Kapseln mit dem Saatgut zum Zeitpunkt der Mahd bereits trockene Samen enthalten müssen, selber aber noch nicht aufgeplatzt seien sollten, bleibt für die Gewinnung von heidesaatgutreichem Mahdgut nur ein Zeitfenster von 14 Tagen (zumeist Ende Oktober).
Kleine Heideballen:
Kreiselmähwerk, Tellermähwerk, Mähbalken
Jeder der genannten Mähwerkstypen, die baugleich auch für die Grünlandmahd genutzt werden, kamen bei der Heidemahd in den vergangenen Jahren zum Einsatz.
Das schonendste Verfahren für Insekten und Reptilien stellt der Mähbalken dar. Aufgrund vieler Steine und Stubben wird diese Technik jedoch in der Heide kaum angewandt.
Die besten Erfahrungen wurden bisher mit dem Tellermähwerk gewonnen, da dieses am besten über die versteckt in der Heide liegenden Findlinge hinweg gleitet. Arbeitsbreiten über 3 m haben sich nicht bewährt.
Dem Mähwerk folgen Kreiselschwader und Hochdruckballenpresse mit Ballenschleuder, die die Ballen in einen kippfähigen Ballenwagen schleudert.
Gemäht wird, wenn es das Gelände und der Heidebestand erlauben, vorrangig in Streifenform bei etwa 6 m breiten Streifen.
Die durchschnittliche Geschwindigkeit liegt bei Einsatz von zwei Schleppern bei 4 bis 5 ha pro Tag.
Das Mahdgut wird vorrangig als Kleinballen an Reetdachdecker verkauft. Daneben gibt es zahlreiche Anfragen für Sondernutzungen, wie beispielsweise als heidetypisches Dekorationsmaterial, aber auch Raufutter für Elefanten, Brutmaterial für Pinguine oder als Füllmaterial für ein Gradierwerk.
Starkes, loses Heidekraut
Heide aus stark überalterten, aber grasarmen Beständen kann an Firmen verkauft werden, die diese zur Herstellung von Biofilteranlagen für Abluft (z. B. von Mastanlagen oder Biogasanlagen) nutzen.
Hier kommt nach dem Mähen und Schwaden ein gewöhnlicher Ladewagen zum Einsatz, der auch bei der Bergung von Feuchtwiesenmahdgut genutzt wird.
Fachliche Begründung für die Entscheidung zur Heidemahd
Heidepflanzen werden heute mit ihren oberirdischen Sprossen nur noch selten älter als 10 bis 15 Jahre. Ohne einen Rückschnitt ist die Verjüngungsrate aus dem Wurzelstock gering.
Höhere und dichtere Heidebestände sind zudem durch ein kühl feuchtes Mikroklima in Bodennähe gekennzeichnet, was wiederum das Wachstum von unerwünschten Moosen fördert. Die Mahd unterbricht diese Entwicklung.
Im Gegensatz zur Beweidung kann durch die Mahd ein sehr strukturreiches Nebeneinander verschiedenster Altersstadien der Heide auf engem Raum geschaffen werden, was sehr förderlich für die Artenvielfalt der Heiden ist.
Kosten
Heute ist die Mahd unvergraster Heiden die einzige Pflegemaßnahme, die sich finanziell selber komplett trägt. Die Preise für Heideballen richten sich nach der Marktlage und sind jeweils aktuell anzufragen.
Heidebrand
Definition
Flächiges Abbrennen der Heidevegetation und eines Teils der Rohhumusauflage
Wann eingesetzt?
Bis vor einigen Jahren wurden alle Heideflächen mit ausreichend dichtem Aufwuchs, und sogar völlig vergraste Flächen als potentielle Brandflächen angesehen und bei entsprechender Witterung abgebrannt. Oft führte der Brand in diesen Fällen aber zu einer weiteren Vergrasung und zur Einwanderung von Pfeifengras, sodass einige Jahre nach dem Brand geplaggt werden musste.
Heute wird fast ausschließlich in Heiden gebrannt, die nur geringe Rohhumusauflagen haben und kaum von Gräsern durchsetzt sind. Es können wesentlich stärkere Moosauflagen mit abgebrannt werden, je trockener die Witterung ist. Das Alter der Heidepflanzen spielt für die Auswahl der Flächen kaum eine Rolle. Häufig wird das Brennen zur Aufhebung der durch die mechanische Heidepflege entstandenen, unnatürlich scharfen Grenzen genutzt, indem flächenübergreifend gebrannt wird.
In der Regel liegt die Flächengröße der Brandflächen unter einem Hektar.
Von 1985 bis 2022 wurden insgesamt 530 ha gezielt abgebrannt. Im Rahmen der Pflegeplanung werden die jährlichen Pflegemaßnahmen mit den zuständigen Unteren Naturschutzbehörden abgestimmt und von diesen genehmigt.
Welcher Aufwand?
Für eine sichere Durchführung des flächigen Heidebrandes wird recht viel Personal benötigt. Neben zwei bis drei Personen für die Schlepper sind mindestns noch drei weitere Personen zum Entzünden der Fläche sowie zur Beobachtung der Umgebung erforderlich.
Grundsätzlich wird um die Brandfläche zunächst eine Brandsicherheitsschneise angelegt. Dies kann durch Heidemahd und die anschließende Räumung des Mahdgutes, durch das Abmulchen mit dem Mähcontainer oder durch breite, mit dem Wasserwagen gewässerte Streifen erfolgen.
In jedem Fall wird dann zunächst im Abstand von einem bis wenigen Metern zum Brandsicherheitsstreifen auf der vom Wind abgewandten Seite der Brandfläche der Brandsicherheitsstreifen durch Feuer erweitert. Erst wenn der Brandsicherheitsstreifen auf den Flanken und der Leeseite entsprechend freigebrannt wurde, wird die Gesamtfläche durch ein Mitwindfeuer abgebrannt.
Die Bearbeitungsgeschwindigkeit kann sehr unterschiedlich sein. Hier spielen die Faktoren Trockenheit, Wind, die Lage der einzelnen Brandflächen zueinander und die Einzelflächengröße eine entscheidende Rolle.
Daher variiert die Tagesleistung der abgebrannten Heideflächen zwischen 5 und 35 Hektar.
Pro Hektar werden etwa 100 Kilogramm Reinstickstoff direkt bei dem Brandereignis ausgetragen. Ein weiterer Stickstoffaustrag erfolgt im Jahr nach dem Brand in Folge von Mineralisierung und Auswaschung auf der durch die Asche geschwärzten Fläche.
Eingesetzte Maschinen
Die Brandsicherheitsschneisen werden durch Heidemahd (siehe dort) oder durch den Mähcontainer (siehe Schoppern) angelegt. Dies geschieht unmittelbar vor dem Abbrennen der Fläche, da abgetrocknete Moos- und Rohhumusauflagen sehr gut brennen.
Stehen zwei große Wasserwagen (über 10.000 m³) gleichzeitig zur Verfügung, hat es sich besonders bewährt, die Brandsicherheitsschneisen ausschließlich durch ein Freibrennen auf der windabgewandten Seite der vorgesehenen Brandfläche parallel einem Bewässerungstreifen zu sichern, um dann in gleicher Form mit den Flanken zu verfahren. So entsteht eine etwas natürlicher wirkende Grenzlinie der Brandfläche und eventuelle Maschinenschäden durch Steine können vermieden werden. Ein dritter Schlepper mit einem Forstmulcher steht vor Ort bereit, um gegebenenfalls die Löscharbeiten der Wasserwagen durch Anlage einer Brandschutzschneise zu unterstützen.
Die Arbeit der Maschinen wird durch Personen mit Feuerpatschen ergänzt. Sie sind rund um die Brandfläche postiert und sichern diese bzw. geben Meldung an den Wasserwagenfahrer, wenn das Feuer die Schneise beispielsweise durch Funkenflug überschreitet.
Das Entzünden der Brandflächen erfolgt heute nicht mehr durch Gasflaschen, sondern mit einer DripTorch. Eine solche „Tropffackel“ enthält ein Gemisch aus Benzin und Diesel und wurde für die National Fire-Fighters in den USA zum Anlegen von Gegenfeuern bei Großbränden entwickelt.
Fachliche Begründung für die Entscheidung zum Heidebrand
Feuer ist neben der Beweidung durch Wildtiere die natürlichste Ursache für die Entstehung und den Erhalt von Heideflächen. Die Tier- und Pflanzenwelt ist daher evolutionär besonders gut an Brandereignisse in der Heide angepasst.
Im vergangenen Jahr wurde die Verordnung für das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide an die Vorgaben der EU zum Erhalt der Biodiversität (FFH-Richtlinie) angepasst. In diesem Zusammenhand wurden die aktuellen Beobachtungsdaten zu den hochgradig gefährdeten Arten aus dem Naturschutzgebiet zusammengestellt. Das Ergebnis ist eindrucksvoll! Über 600 Tier- und Pflanzenweit die in Niedersachsen als in ihrem Fortbestand hochgradig gefährdet werden, kommen in diesem Schutzgebiet vor – mehr Nachweise als aus allen anderen Schutzgebieten in Niedersachsen vorliegen. Ein hoher Anteil dieser Nachweise stammt heute wieder aus den Heiden. Das Pflegekonzept inklusive des Heidebrandes erfüllt also die Lebensraumansprüche dieser Arten.
Zu den deutschlandweit seltensten Arten gehören neben vielen anderen Birkhuhn, Heidekraut-Steppenrüssler, Heidekraut-Fleckenspanner, oder die Heideschrecke. Von den hier genannten Arten gibt es europaweit nahezu ausschließlich Nachweise aus Heidegebieten in denen der Heidebrand Teil des Managements ist.
Zahlreiche Forschungsarbeiten belegen, dass die Tierwelt der Heide in besonderer Weise evolutionär an den Heidebrand angepasst ist. Da bereits sehr knapp unter der Bodenoberfläche keine Temperaturerhöhung erfolgt (Hitze steigt nach oben) ist der Anteil der Tiere, die innerhalb der Brandflächen überleben, sehr hoch. Es soll allerdings nicht behauptet werden, das hier, wie bei allen Pflegemaßnahmen, keine Individuen sterben. Der Anteil dieser Tiere ist aber bei Durchführung einer Beweidung in ähnlicher Intensität sicherlich ähnlich hoch (Schaffußwalze), bei Plagg- und Schoppermaßnahmen sogar deutlich höher. Entscheidend ist, dass die Populationen der Arten aufgrund angepasster Größen der Pflegemaßnahmen gefördert werden. Wie oben verdeutlicht sind wir hier sehr erfolgreich.
Bei einigen Arten, wie z. B. der Heideschrecke, wird davon ausgegangen, dass ihr Aussterben in den meisten Heiden Mitteleuropas unmittelbar mit dem Wegfall von regelmäßigen Brandereignissen in den Heiden zusammenhängt. Für andere Arten wie z. B. das Birkhuhn, sind Brandflächen u.a. für die Körperhygiene (Aschebad) und als Nahrungsflächen besonders wertvoll.
Durch den Heidebrand wird der Vegetationsschicht der Stickstoff zu großen Anteilen entzogen. In Gegensatz zu Beweidung und Mahd, verbleiben hierbei die anderen Nährelemente mit der Asche weitgehend auf der Fläche. Dies ist einer der Gründe, weshalb gebrannte Heiden fast immer artenreicher sind als benachbarte, nicht gebrannte Flächen.
Fakten zum CO2-Ausstoß
Heiden sind sehr gute CO2-Speicher: Die organische Auflagen (bei 4 bis zu 8 cm Mächtigkeit) enthalten zwischen 24 bis 30 t C pro ha. Im mineralische A-Horizont (bei ca. 10 cm Mächtigkeit) sind etwa 85 t C pro ha gebunden. Diese Werte liegen deutlich über denen der in der Lüneburger Heide vorherrschenden Kiefernwälder. Ein Winterbrand, wie er hier im NSG durchgeführt wir, setzt nur etwa 4% der in einem Heidenboden gespeicherten C-Vorräte frei – beim Plaggen und Schoppern sind diese Mengen viel größer. Damit schont Winterbrand etwa 96 % der C-Vorräte im Heideökosystem.
Beim Heidebrand wird nur die oberflächliche Vegetation entnommen und in Anteilen vorübergehend in die Atmosphäre freigesetzt. Die Flächen bleiben aber nach dieser Maßnahme (anders als beispielsweise bei einem brandgerodeten Regenwald, der in der Folge als Acker genutzt wird) nicht über Jahre ohne Vegetation, sondern innerhalb eines Zeitraumes von maximal zehn Jahren wird genau die gleiche Menge wie durch den Brand freigesetzt wurde auch wieder durch die nachwachsende Heidevegetation festgelegt. Es handelt sich hier also um einen Kreislauf.
Warum kann der Brand nicht durch andere Maßnahmen ersetzt werden?
Im Gegensatz zu allen anderen Heidepflegemaßnahmen gelingt es beim Brand, eingelagerten Stickstoff aus dem Heidesystem zu entnehmen ohne gleichzeitig andere wichtige Nährelemente, die nicht nachgeliefert werden, mit zu entnehmen. Phosphor, Kali, Magnesium und viele andere Spurenelemente verbleiben mit der Asche auf der Fläche. Sie ermöglichen es Arten, die aus den ausschließlich über andere Maßnahmen erhaltenen Heide bereits längst verschwunden sind, zu wachsen. Zu nennen ist z.B. die bekannte Arnika, Bärlappe oder das Katzenpfötchen. Für das Birkhuhn ist die Asche ein wichtiges Arzneimittel zur Pflege der Darmflora, die Heideschrecke profitiert von den besonderen Bodentemperaturbedingungen der schwarzen Fläche im Frühjahr und für viel Schmetterlingsarten ist die gute Nährstoffversorgung der wiederaustreibenden Heide sicherlich ein Grund, weshalb sie im Jahr nach dem Brand auf diesen Flächen hohe Populationsdichten erreichen.
Fazit: Der Heidebrand ist ein bezüglich der Flächengröße recht kleiner Baustein im Gesamtpflegekonzept der Heiden. Er hat jedoch für den Erhalt viele Arten eine herausragende Bedeutung. Alternative Verfahren an eine „Bewirtschaftungsform“ an die sich die Tierwelt über Jahrtausende angepasst hat kann es nicht geben.
Kosten
Als durchschnittliche Kosten fielen in den vergangenen Jahren etwa 400 €/ha an.
Beweidung
Definition
Ganzjährige Hütehaltung
Die Beweidung in ganzjähriger Hütehaltung stellt das traditionelle Nutzungssystem in den Heidelandschaften dar. Die Tiere (heute ausschließlich Heidschnucken) fressen tagsüber in den Heideflächen und werden nachts zum Abkoten in den Stall getrieben. Nur während der Lammzeit wird die Heide durch die Herden nicht täglich aufgesucht. Es erfolgt ein Nährstofftransfer von der Heide in den Stall (und weiter auf den Acker).
Beweidung in Koppelhaltung
Die Beweidung in Koppelhaltung findet im Naturschutzgebiet mit seltenen Ausnahmen nur auf Grünland oder Ackerflächen statt. Hierbei werden die Tiere umzäunt durch Netze oder Litzen gehalten. Sie dient zur Nahrungsergänzung.
Standweiden
Standweiden wurden in einigen Heide- und Grünlandarealen für die Rinder- und Pferdehaltung als Ergänzung zur Hütehaltung durch Heidschnuckenhaltung angelegt. In diesen großräumig eingezäunten Arealen bleiben die Tiere ganzjährig im Freien. In die Weiden miteinbezogene Waldareale geben den eingesetzten Robustrassen (Dülmener Pferde/Wilseder Rote) ausreichend Schutz bei sehr rauer Witterung.
Wann eingesetzt?
Als wichtigste Maßnahme zum Erhalt der Heiden kommt die Beweidung auf nahezu allen Offenlandflächen der Stiftung Naturschutzpark im Naturschutzgebiet zum Einsatz. Unverzichtbar ist sie in Hanglagen, steinreichen Heiden, in Arealen mit Dampfpflugrinnen, dichten Wacholderheiden oder zur Gestaltung und zum Erhalt großräumiger lichter, tief gestaffelter Wald-Heide-Übergangsbereiche.
Fachliche Begründung für die Entscheidung zur Beweidung
Hütehaltung
Die Hütehaltung ist das Rückgrat der Heidepflege im Naturschutzgebiet. Wie seit Jahrtausenden dient sie dazu, Nährstoffe aus der Heide im Stall zu konzentrieren. Durch den ständigen moderaten Verbiss kann sich die Heide immer wieder vegetativ verjüngen. Die am Boden durch die Beweidung deutlich reduzierte Beschattung sorgt dafür, dass Moose sich wesentlich schlechter etablieren können. Der Tritt der Schafe verletzt die Moosschicht zusätzlich und kann bei intensiver Beweidung sogar Offenboden schaffen.
Die Rohhumusschicht baut sich in beweideten Heiden deutlich langsamer auf als in unbeweideten.
Eine Beweidung durch gehütete Tiere schafft sehr gleichmäßige Vegetationsstrukturen in der Heide. Alters- und Höhengradienten finden sich entsprechend der Intensität der Beweidung mit sehr allmählichen Übergängen. Mit Ausnahme bevorzugter Hütebereiche des Schäfers oder aber Engpässen an den Triftwegen der Schafe, ist in jedem Weidegebiet eine deutliche Abnahme der Beweidungsintensität vom Stall in Richtung der Randbereiche der Hütegebiete sichtbar.
Vor jedem Stall befindet sich aufgrund des täglichen Trittes und dem Kot, den die Tiere mit der ersten Bewegung am Morgen von sich geben, eine durch Borstgras geprägte Zone. Es folgen kurzrasige, oft flechtenreiche Heideareale. Mit wachsender Entfernung zum Stall nimmt der Anteil mechanisch gepflegter Heideflächen deutlich zu.
Kleinräumige, temporäre Weideruhezonen und Zonen, in denen die Beweidung nahezu vollständig hinter mechanischen Pflegemaßnahmen zurücksteht, erhöhen den Strukturreichtum in den einzelnen Weidegebieten. Neben diesen festgelegten Arealen obliegt es der Kunst des Schäfers zu entscheiden, wann eine Fläche für die Schafe besonders gutes Futter bietet, bzw. wann sie z. B. wegen der Tendenz zur Vergrasung eines intensiveren Verbisses bedarf.
Hat die Heide nach Jahren der Beweidung in einem Areal eine größere Höhe und Dichte erreicht, so wird sie vom Schäfer bewusst für eine Weile gemieden. Diese Flächen werden in der Folge gemäht, um danach wieder intensiv beweidet zu werden. Auf Vorkommen besonders seltener Arten kann der Hüteschäfer durch ein Meiden, oder im Gegenzug auch eine gezielte intensive Beweidung in entsprechenden Zeitfenstern, besonders gut reagieren.
Standweiden
Die Standweiden der Rinder und Pferde ergänzen die Schafbeweidung im Naturschutzgebiet. Beide Arten nutzen im Gegensatz zu den Schafen sehr schmale Zugwege innerhalb ihrer Beweidungsareale. Die Hufe und Klauen der deutlich schwereren Tiere halten diese Trampelpfade durchgängig weitgehend vegetationsfrei. So schaffen sie z. B. Vernetzungsachsen für viele wärmeliebende Tierarten, die an besonnten Offenboden gebunden sind.
Einer von vielen weiteren Aspekten, weshalb eine Großviehbeweidung eine wertvolle Ergänzung zur Schafhaltung bietet, ist der Kot der Tiere. Eine große Menge an Insekten und Pilzarten ist auf Dung in der Landschaft angewiesen. Hier bieten Rinder und Pferde eindeutig eine konzentriertere Nahrungsbasis als die Schafe. Kaum jemand beachtet die Vielfalt der Arten an Käfern und Fliegen, die auf diese Nahrungsgrundlage angewiesen ist, jedoch profitieren besonders bekannte Arten wie z. B. die Zauneidechse, der Brachvogel, der Neuntöter oder das Birkhuhn von dieser Insektenvielfalt.