Was haben die Mongolei und die Lüneburger Heide gemeinsam? Auch im 21. Jahrhundert prägen in dem großen ostasiatischen Land und in der überschaubaren Region im Nordosten Niedersachsen Hirten mit ihren Herden die Landschaft.
Vor einigen Jahren hat die Mongolei bei der UNO den Antrag gestellt, 2026 zum Themenjahr der Hirten und Weidelandschaften („International Year of Rangelands and Pastoralists“) zu ernennen. Auch im 21. Jahrhundert wird noch mehr als die Hälfte der Landoberfläche der Welt von extensiven Weidelandschaften geprägt und von Hirtenvölkern genutzt. Die UN hat dem Antrag der Mongolei stattgegeben und inzwischen engagieren sich zahlreiche Organisationen, wie z.B. die Weltlandwirtschaftsorganisation FAO („Food and Agriculture Organization oft he United Nations“) bei der Vorbereitung von Aktionen rund um das Themenjahr der Hirten und Weidelandschaften.

In Deutschland hat sich die „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH)“ in die Bewegung rund um das Jahr der Hirten und Weidelandschaften eingebracht und – thematisch passend – Heidschnucken und Hütehunde zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2026“ ernannt.
Die Rassen des Jahres werden von den Mitgliedern der GEH jährlich neu ernannt. Die Aktion ist ein wichtiges Instrument, um auf die Bedeutung von sogenannten „tiergenetischen Ressourcen“ aufmerksam zu machen. Alte Haustierrassen wie z.B. die Heidschnucken sind sowohl ein bedeutendes nationales Erbe und Kulturgut als auch ein wichtiger Baustein für die Tierzucht der Zukunft.
In den zurückliegenden Jahrzehnten haben zahlreiche, gravierende Tierseuchen, die Rückkehr der Wölfe, die Zunahme von Regeln und Auflagen sowie die Überalterung der aktiven Tierzüchter zu einem besorgniserregenden Rückgang bei vielen Nutztierrassen geführt. Auch die Grauen Gehörnten Heidschnucken sind von einem allgemeinen Trend abnehmender Bestandszahlen und stark rückläufiger Züchterzahlen nicht verschont geblieben.

Gab es 1992 in Niedersachsen, dem Kernland der Heidschnuckenzucht, noch rund 50 Herdbuchbetriebe, d.h. Betriebe, die sich intensiv einer geregelten Zucht gewidmet haben, so ist diese Zahl 2025 auf nur noch 19 gesunken.
Grund zur Sorge bereitet auch der starke Rückgang bei den Ausbildungszahlen im Bereich Tierwirt – Schäferei. 2023 haben nur noch 27 Ausbildungsanfänger/innen deutschlandweit eine Ausbildung als Schäfer oder Schäferin begonnen. In Niedersachsen gab es 2023 in allen Ausbildungsjahrgängen zusammen nur noch sechs Azubis darunter nur noch drei im ersten Lehrjahr.
Eine besondere Bedeutung haben die Grauen Gehörnten Heidschnucken bis heute in den Naturparken Lüneburger Heide und Südheide, wo sechs Herden der VNP Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide sowie sieben weitere private Haupterwebsschäfereien eine der wichtigsten Tourismusregionen Deutschlands pflegen. Die Heidschnuckenherden sind hier Anziehungspunkte für zahlreiche Gäste und Grundlage der regionalen Ökonomie!
Für 2026 haben sich deshalb die GEH und die VNP Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP), der Verband Lüneburger Heidschnuckenzüchter (VLH), und die Naturparke Lüneburger Heide und Südheide zusammengeschlossen, um mit vielen Veranstaltungen und Aktionen auf „Heidschnucken und Hütehunde“ sowie die Lüneburger Heide als einmalige historische Kulturlandschaft aufmerksam zu machen. Unterstützung kommt dazu überregional auch noch vom „Verein Weidewelt e.V.“ der 2026 die Lüneburger Heide als nationale „Weidelandschaft des Jahres“ ausrufen wird.

Für das kommende Jahr werden Heidschnucken und Hütehunden auf vielen Veranstaltungen präsent sein. Den Auftakt für das „Jahr der Hirten und Weidelandschaften“ bildet dabei die Grüne Woche in Berlin, auf der vom 16.1. bis 25.1.26 mehrere Graue Gehörnte Heidschnuckenböcke des VNP und ein Team von GEH, VNP, VLH und den Naturparken präsent sein wird.
Auch die große Auktion für Heidschnuckenböcke im Juli in Müden / Örtze und das Tütsberger Hoffest am 6.9.26 werden Heidschnucken, Hütehunde und Schäfer in den Vordergrund stellen, damit die Lüneburger Heide auch in Zukunft „gut behütet“ bleibt!
Weitere Informationen:
Food and Agriculture Organization of the United Nations
Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH)


